Stack Awards 2018
Launch of the Year

Es ist wieder Stack-Awards-Zeit: In zehn Kategorien wählen Jurys die besten unabhängigen Magazine. Gemeinsam mit Steven Gregor durften wir die Neuerscheinung des Jahres küren. Für den "Launch of the Year" konnten sich unabhängige Magazine bewerben, die seit Oktober 2017 erstmals erschienen sind. Wir haben aus der grandiosen Vorauswahl einen Gewinner-Titel gekürt – und durften noch zwei Empfehlungen aussprechen. Herzlichen Glückwunsch allen Nominierten; ganz besonders verneigen wir uns vor diesen drei Magazinen:
Platz 1

SUSPIRA
Wenn Freddy Krueger die Klauen wetzt, findet man uns am ehesten unter der Bettdecke. Aber auch als Nicht-Horror-Fans überzeugte uns ein Horror-Magazin am meisten: Herzlichen Glückwunsch, Suspira. Dieses Heft hat eine Wahnsinns-Intensität. Die Seiten fühlen sich an wie schwarze Seide, graues Transparentpapier wird zum spinnwebenverhangenen Fenster, Ghouls glotzen silberglänzend aus dem Bund. Die komplette Aufmachung des Magazins, seine Haptik und das Design sind schaurig schön, ohne dabei kitschig zu werden. Die Handschrift der beratenden Autorin Elisabeth Krohn (Gründerin des mittlerweile eingestellten Sabat) ist deutlich erkennbar, aber Suspira findet seine eigene, originelle Tonalität. Auch die Editorial-Idee ist interessant und zeitgemäß: Das Heft ist eine feministische Perspektive auf das Horror-Genre, das trotz seiner großen Popularität bis heute vor allem männergeprägt ist. Es ist großartig zu sehen, dass starke Indiemags solche Folgeprojekte inspirieren – und es bestärkt uns in der Hoffnung, dass Titel dieser Art zum Bleiben gemacht sind.
Außerdem gewürdigt:


EYE ON DESIGN
Vom Editorial bis zum Impressum ist klar: Dass hier ist ein komplettes, sorgsam komponiertes Heft. Die Beiträge sind frisch und aufschlussreich, Überschriften, Intros und Navigation wirken wie eine freundliche Einladung zum Lesen – und holen auch Nicht-Designer niedrigschwellig ins Thema. Man merkt dem Magazin deutlich an, dass das Team um Meg Miller dank des gut etablierten Online-Magazins Eye on Design schon einen ordentlichen Inhalts-Vorsprung hatte. Ganz mühelos generieren sie eine hohe inhaltliche Dichte und haben dabei noch Raum für Spielerei. So legt sich in der ersten Ausgabe (Thema: Unsichtbar) eine Ebene aus Rätseln und Codes über den eigentlichen Inhalt und beschert den Leser*innen noch ein paar weitere schöne Stunden.
ARCHIVIO
Es fühlt sich ein bisschen biedermeiermäßig an, zu sagen: Wir klinken uns aus der alltäglichen Info-Flut aus, unser Heft kommt aus dem Archiv. Aber es funktioniert: Aus verschiedensten Sammlungen kuratiert das Archivio-Team Geschichten, die einen sofort in den Bann ziehen. Das liegt daran, dass das Material vielfach ungesehen und mit Detailsversessenheit aufgearbeitet ist – und natürlich am Faktum, dass sich die eigene Gegenwart sehr gut im Spiegel der Vergangenheit betrachten lässt. Gut kuratiert, straight gestaltet, ein toller Erstling aus Turin.
Glückwunsch zur Nominierung auch an die hier nicht erwähnten Titel – und Danke an Steve und sein Team von den Stack Awards, das sich unermüdlich für die Indiemag-Szene starkmacht.